Energiepreise erzwingen Winterpause

Seit Ende Februar diesen Jahres herrscht Krieg in der Ukraine – und seitdem haben sich sehr viele Dinge geändert, die wir uns zunächst nicht hätten träumen lassen. Eigentlich hätte man es ahnen müssen: Energie ist die Grundlage allen Wirtschaftens. Wird die Energie teurer, verteuern sich auch alle Produkte, weil die Rohstoffe teurer werden; selbst reine Dienstleistungen sind betroffen, da Büros beheizt, Autos gefahren und Computer geladen werden müssen. Wie groß die Auswirkungen auf unseren Alltag sein würden, haben wir uns trotzdem alle nicht vorstellen können. 10% Inflation, das ist etwas, da haben wir aus Deutschland öfter auf andere herabgeblickt. Und jetzt trifft es uns selbst, eine etablierte, eigentlich starke Wirtschaft, mit aller Wucht und ohne Vorwarnung.

Die Energiepreise treffen auch die StadtFarm hart. Etwa 80% unseres Energiebedarfs entsteht im Winter, da unsere Fische es relativ warm brauchen. Bei den aktuellen Preisen wäre Energie unser größter Kostenfaktor. Derart gestiegene Kosten können wir aber beim besten Willen nicht an unsere Kunden weitergeben. Die hohe Inflation, vor allem die hohen Heizkosten auch für jede Privatperson, führen ja ohnehin schon zu einer spürbaren Zurückhaltung beim Konsum. Unsere Produkte sollen bezahlbar sein, kein Luxus nur für Reiche. Daher haben wir entschieden, ab dem 01.11. bis Ende März 2023 eine Winterpause einzulegen. Wir ernten und fischen noch alles ab und wintern dann die Gewächshäuser ein. Was bis zum 31.10.2022 nicht verkauft wurde, bleibt entweder vorerst in der Tiefkühltruhe, oder wird gespendet.

Schon vor einigen Wochen hieß es aus dem Wirtschaftsministerium, diesen Winter würden viele Betriebe nicht zwingend pleite gehen, aber schlicht und ergreifend die Produktion einstellen. Wenn ich mir die lange Liste der bereits erfolgten Insolvenzen ansehe von Unternehmen, die nicht rechtzeitig beschlossen haben, eine Pause einzulegen (was auch nicht für jede Firma einfach so geht!), können wir als StadtFarm froh sein, es bis hierher geschafft zu haben.

Aber Winterpause heißt für uns nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Wir haben schon seit Langem das Ziel, uns energetisch nachhaltig aufzustellen. Bislang sind Versuche dieser Art gescheitert, da wir im Landschaftsschutzgebiet ansässig sind. Seit Juli diesen Jahres jedoch hat die Bundesregierung beschlossen, dass Erneuerbare Energien Vorrang haben vor anderen Schutzinteressen. Daher arbeiten wir an einem Konzept, den Standort in Herzberge energetisch autark zu machen. Wir werden die Monate ohne operativen Betrieb dazu nutzen, das weitere Vorgehen mit dem Bezirk bzw. den zuständigen Behörden abzustimmen. Drückt uns gerne die Daumen oder übt zärtlichen Druck auf Eure lokalen Bezirksabgeordneten aus, solche Wege zu ermöglichen; das könnte vielen Unternehmen im Bezirk helfen.

Krisen sind immer auch Chancen. Wir bleiben daher optimistisch, dass wir 2023 unter neuen Vorzeichen und mit besseren Voraussetzungen nachhaltig und ohne Preisdruck wieder durchstarten können.

Euch allen wünschen wir für die kommende Zeit alles Gute und viel Durchhaltevermögen. Bleibt gesund und kommt gut durch die nächsten Monate!

Herzliche Grüße,
Anne-Kathrin & das StadtFarm Team