Von Höhen und Tiefen in der Landwirtschaft

In den letzten Monaten sind wir ab und zu angesprochen worden, warum unsere Gewächshäuser so leer aussehen. Daher wollen wir heute mal ein wenig von den Höhen und Tiefen der städtischen Landwirtschaft im Allgemeinen – und unseren Erfahrungen mit der Produktion in den letzten Monaten berichten.

 

Ende Dezember 2021 fiel auf dem gesamten Gelände der Strom aus. Mangels Temperatursteuerung schlugen die -20°C voll zu und der Großteil der Pflanzen in unseren Gewächshäusern ist schlicht erfroren. Kaum hatten wir die Schäden behoben und erste Keimlinge zeigten wieder ihre Blätter, als die Winterstürme im Februar empfindliche Schäden an unseren Dächern verursachten. Da das ein Versicherungsschaden ist, durften wir zunächst nur notsichern; erst Ende April erhielten wir die Zusage, Aufträge für die Behebung der Schäden vergeben zu dürfen, aber die entsprechenden Firmen sind bis in den August ausgebucht. Somit fehlen uns seit Februar schlicht einzelne Platten im Dach, was dazu führt, dass wir den Frühling über die Jungpflanzen nur bedingt schützen konnten. Alle Wärme des Tages ist nachts komplett entwichen. Das hat erneut dazu geführt, dass viele ‘Babies’ erfroren oder sehr viel langsamer gewachsen sind, als es normaler Weise der Fall gewesen wäre.

 

Erst in den letzten Wochen konnten wir daher endlich den Umzug unserer Gemüsepflanzen von den Pflanztischen in die luftigen Reihen vornehmen, wo sich jetzt u.a. Tomaten, Gurken, Paprika sowie rankende Zucchini und Kürbisse in die Höhe ausbreiten dürfen, während Kräuter wie Petersilie, Basilikum, Dill oder Kapuzinerkresse die ‘unteren Etagen’ zuwachsen. Auch Salate gibt es wieder reichlich, die frühen Sorten müssen sogar dringend in den Verkauf, da ihnen der plötzliche Temperaturumschwung samt Hitze der letzten Tage so gar nicht gefällt – ihre Nachfolger, die Sommersorten, sind da deutlich schossfester.

 

Landwirte sind es zwar gewohnt, dass sie dem Wetter ausgeliefert sind und sich Ernteerträge somit nie 100%ig planen lassen. Da wir allerdings in der Stadt unter Glas arbeiten, sind wir eigentlich deutlich weniger der Natur ausgeliefert. Daher war es für uns doch eine ungewohnt harte und frustrierende Zeit in den letzten Monaten, so viele Verluste bei den Pflanzen kannten wir überhaupt nicht. Wir freuen uns jetzt umso mehr auf eine tolle Saison mit Dutzenden Gemüsesorten für unsere Solawi-Mitglieder – und das in einer Vielfalt, die einfach Freude macht.