Saatgut

Saatgut – die Basis und Ursprung all unserer Lebensmittel. Vom Getreide im Brot, über das Futter für unsere Nutztiere bis hin zu der Kakaobohne für die geliebte Schoki. Saatgut ist Grundstein der Menschheit und eins unserer wichtigsten Kulturgüter, und doch läuft gehörig viel falsch im Business der Landwirtschaft.
In diesem Blogartikel wollen wir die Problematik einmal genauer betrachten.

Sortenfestigkeit versus Hybridsaatgut

Bereits seit Anfang des Ackerbaus werden Pflanzen gezielt gezüchtet, um beispielsweise höhere Erträge zu erzielen.
Sortenfestes Saatgut stellt aufeinanderfolgende Generationen von Pflanzen dar. Bauern können Samen aus den daraus entstehenden Früchten selbst vermehren und so ihr Saatgut auch selbst herstellen.
Hybride entstehen aus der Kreuzung künstlich erzeugter Inzuchtlinien, wodurch sich bestimmte Merkmale, z.B. Ertrag und Resistenz, besonders ausprägen. Zum Beispiel werden fremdbefruchtende Arten wie Möhren, Lauch oder Kohl durch erzwungene Selbstbefruchtung reinerbig gemacht. Bei dieser Inzucht können Elternlinien degenerieren, die erste “Kindergeneration” weißt dann verlässlich alle positive Eigenschaften auf. In der nächsten Generation sieht das aber schon wieder anders aus: Die Pflanzen werden uneinheitlich. Dies nennt man den Heterosis-Effekt. Bauern können folglich kein verlässliches Saatgut aus Hybridsamen züchten und sind dazu gezwungen, Saatgut nachzukaufen.
Hybrid-Saatgut ist weit verbreitet: Bei Rosen- und Chinakohl liegt er EU-weit bei bei zu 93%, Bei Tomaten bei etwa 80% (Quelle).
Besonders bio-dynamische Züchter setzen auf sortenfestes Saatgut. Das Demeter-Siegel verbietet beispielsweise den Einsatz von Hybrid-Getreidesaatgut.
Ein weiteres Problem: Zwar brauchen die Pflanzen aus Hybrid-Saatgut häufig weniger Chemikalien, wenn sie erst einmal auf dem Feld sind, im Vorfeld werden sie aber mit Pflanzengift behandelt.

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Genmanipulation von Samen

Sicherlich habt ihr schon einmal voon Gen-Mais etc. gehört. Doch worum handelt es sich bei genmanipulierten Pflanzen eigentlich?
Hier werden, im Gegensatz zu Züchtungen, natürliche Grenzen ignoriert. Gene werden im Schrotschussverfahren (also sehr ungenau) in die Pflanzenzellen eingebracht. Ziel der Sache sind pestizidproduzierende und herbizidtolerante Pflanzen. Hingegen sind Eigenschaften wie Resistenz gegen Stress und Trockenheit oder Ertragsreichtum nicht durch Genmanipulation beeinflussbar.
Wo es Super-Pflanzen gibt, gibt es außerdem auch Super-Unkräuter, die durch immer mehr Herbizide bekämpft werden müssen. Dies konnten Länder wie Mexiko oder die USA, die häufig Gen-Saaten einsetzen, am eigenen Leib spüren.
Pflanzen werden so verändert, dass sie beispielsweise ein eigenes Insektengift produzieren. Insekten passen sich dem an, werden resistent und Pflanzen, die diese Abwehr nicht haben, gehen umso mehr zu Grunde. Dieser Eingriff in zunächst eine Insektenart beeinflusst mit zunehmender Zeit immer weitere Arten.
Klar ist auch, dass genmanipulierte Pflanzen nicht an der Ackergrenze Halt machen. Durch Pollenflug oder Insekten werden sie weiter getragen und vermischen sich mit anderen Arten. Einmal in die Umwelt gesetzt, kann man das veränderte Erbgut nicht mehr einholen.
Ob Gen-Pflanzen auf den Menschen negative Auswirkungen haben, ist noch nicht vollends erforscht. Sie stehen beispeilsweise im Verdacht, Allergien auszulösen. Außerdem schädigen die Pflanzen uns indirekt, da mehr gefährliche Herbizide eingesetzt werden müssen. Wer hier tiefer ins Thema eintauchen möchte, kann sich beispielsweise bei Greenpeace informieren.

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Patentierung & Privatisierung von Saatgut

Wusstest du, dass die drei Riesen der Industrie, Monsanto, DuPont und Syngeta 53% des Saatgut-Marktes in ihren Händen haben? (Quelle)
Landwirtschaftlichen Veränderungen, gezielten Firmenfusionen und Übernahmen, der Anwendung von Patenten und rechtlichen Rahmenbedingungen haben die Entwicklung dieser „Saatgut-Oligarchie“  begünstigt.
“Fun Fact”: Die weltweit größten Saatguthersteller sind auch die größten Pestizidproduzenten.
Diese Konzentration auf wenige Anbieter führt auch dazu, dass diese sich auf wenige Sorten konzentrieren und die Artenvielfalt im großen Stil verloren geht. Im Laufe des 20. Jahrhunderts sind 75% der Kulturpflanzenvielfalt verloren gegangen. Weitere Faktoren wie Kriege und Klimaerwärmung verstärken diesen Effekt. Tendenz steigend. Jene Konzentration führt auch dazu, dass neue Hersteller es schwer haben, ihr Saatgut patentieren zu lassen und sich auf dem Markt zu etablieren. Dies kann dazu führen, dass wenige Großkonzerne die Preise des Saatguts bestimmen und es immer teurer wird. Besonders in ärmeren Ländern stellt dies Bauern vor ein großes Problem.
Weiterhin werden neue Sorten an Saatgut zentral getestet und sind nur einem Klima ausgesetzt. Pflanzen, die in einem anderen Klima wachsen sollen und dort perfekt angepasst wären, haben in diesem Prozess keine Chance.
Besonders für trockene und heiße Länder, wo der Ackerbau eh erschwert ist, steht kaum passendes Saatgut zur Verfügung. So werden Lebensmittel für die Ärmsten dieser Welt immer teurer. Umso mehr ist es wichtig, dass Kleinbauern die Möglichkeit gegeben wird, sortenfestes Saatgut selbst herzustellen oder mit anderen Bauern zu tauschen.
Doch es gibt sie auch, die Retter des Saatguts: Initiativen wie der VERN am Rande Berlins, die alte Sorten schützen und das Kulturgut Saat erhalten.

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Pflanzen ohne Genmanipulation und Pestizide aus der StadtFarm

Alle Pflanzen aus der StadtFarm sind frei von Genmanipulation und Herbiziden bzw, Pestiziden. Unsere Salate, Tomaten und Co. könnt ihr also mit gutem Gewissen genießen.
Unseren Jungpflanzen und Saaten beziehen wir von bio-dynamischen Unternehmen. In unserer Produktion selbst ist es durch die nachhaltige AquaTerraPonik auch gar nicht nötig, chemische Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Bakterien, Würmer und nützliche Insekten übernehmen diese Aufgabe bei uns.
PS: Die Hobbygärtner unter euch können beim Markt am kommenden Samstag, den 16.02.2019, Saatgut aus bio-dynamischer Zucht vom Kollektiv Samenbau Nordost erwerben.