Biomüll clever nutzen

Was mit dem Bundes-Kreislaufwirtschaftsgesetz bereits 2015 in die Wege geleitet wurde, ist seit diesem Frühjahr in Berlin Pflicht: Die Biotonne für jeden Haushalt. Alternativ dürfen allerdings Küchenabfälle auch selbst genutzt werden. Wir wollen uns das Thema einmal genauer anschauen und auf bekannte und bisher wenig bekannte Alternativen der Weiterverwendung von Biomüll eingehen.

Biomüll

Was gehört in den Biomüll?

Doch was gehört eigentlich alles in den Biomüll? Das Bundesumweltministerium gibt folgende Empfehlung:

  • Milchprodukte (aber keine Milch)
  • Gräten und Knochen
  • Schalen von Zitrusfrüchten, Eierschalen
  • Speisereste, Wurst und Brot
  • Teebeutel und Kaffeesatz
  • Küchenkrepp und Taschentücher
  • Haare, Federn und Kleintierstreu
  • Laub, Reisig und Gartenschnitt

Dabei sollte man stets darauf achten, dass nicht-verrottbare Teile wie Verpackungen vorher entfernt werden.

Für Stadtkinder: Die Biotonne

Alle aufgezählten organischen Abfälle dürfen also in die – je nach Entsorgungsanbieter – braune bzw. grüne Tonne.
Doch was passiert eigentlich damit? Die Biotonne ist so praktisch, da organischer Abfall nicht (wie normaler Müll) verbrannt werden muss, sondern vergoren und dann zu Biogas umgewandelt wird, was weitaus klimafreundlicher ist. Die Gärreste können in der Landwirtschaft als Dünger verwendet werden.
In Berlin kümmert sich die BSR um die Abholung und Verwertung der Tonne. In die Vergärungsanlage in Ruhleben kamen im vergangenen Jahr 76.000 Tonnen Biomüll, 4000 mehr als im Vorjahr.

Grüne Tonne

Zwar ist es ausdrücklich gestattet, Gartenabfälle in der Biotonne zu entsorgen, doch kann dieses organische Material nicht vergoren werden – eine Trennung durch zusätzliche Grünschnitttonnen wäre sinnvoller.
Damit – besonders in der Innenstadt – der Biomüll nicht anfängt zu müffeln, wird eine wöchentliche Abholung angestrebt.
Laut BSR sollen 80% aller Haushalte Zugang zu einer Biotonne haben. Wie schaut es bei euch aus?

Kompost

Für Gärtner: Der Kompost

Für alle Einwohner mit einem Grundstück gibt die Stadt auch die Option, selbst Küchen- und Gartenabfälle zu verwerten.
Keine Angst: Es kommt niemand mit den Zollstock und misst euren Garten ab. Wahrscheinlich habt auch ihr einen Brief bekommen, wo ihr euch zwischen Biotonne und Selbstentsorgung entscheiden konntet.
Am naheliegendsten ist da natürlich der Komposthaufen.
Beim Kompostieren sollte man auf eine gute Durchmischung achten, nach dem Rasenmähen beispielsweise nicht eine Schicht Rasen aufbringen, sondern alles unterarbeiten. Guter Kompost kann wunderbar im Garten als fruchtbare Erde für die eigene Gemüsezucht weiterverwendet werden.

Lust auf Haustiere? Die Wurmkiste

Wie wäre es mit etwa 3000 neuen kleinen Haustieren? Wir reden hier von Würmern, die in einer Kiste dafür sorgen, dass Küchenabfälle zu Humus werden. Die Würmer fressen so ziemlich alles an organischem Material, was sie finden. Allerdings tun nicht alle Essensreste den Tierchen gut. Bauanleitungen für Wurmboxen/kisten/cafés findet man im Netz reichlich, die Würmer kann man entweder bestellen oder in Kleingartenvereinen oder Pferdehöfen nachfragen. Es gibt mittlerweile sogar mehrere Anbieter für fertige Wurmboxen.
Als “Produkt” erhält man einerseits sehr fruchtbare Wurmerde, andererseits einen “Wurmtee”, ein Flüssigdünger, mit dem man Pflanzen gießen kann. Eine tolle erste Übersicht bietet dieser Artikel.

Wurmkiste
Bokashi

Selber fermentieren: Der Bokashi-Eimer

Fermentieren funktioniert nicht nur industriell bei der Biotonne, sondern auch im kleinen Rahmen Zuhause.
Bokashi kommt aus dem Japanischen und bedeutet “fermentiertes organisches Material”. Im Internet findet man entweder fertige Bokashi-Eimer-Sets oder Anleitungen zum selber bauen. Die Methode ist immer gleich: Küchenabfälle werden gesammelt und in einen luftdicht verschlossenen Eimer gegeben. Dieser besitzt am Boden ein Tropfsieb und ein Ventil zum Ablassen von Flüssigkeit. Zwischen die Schichten an Küchenabfall werden Mikroorganismen gegeben. Ist der Eimer voll, wird er an einem relativ warmen Ort für 3 Wochen gelagert. Zwischendurch muss immer wieder Sickerwasser über das Ventil entnommen werden.

Diese Flüssigkeit ist wahrer Wunderdünger für deine Pflanzen. Nach 3 Wochen sind auch die festen Stoffe fermentiert und können entweder direkt ins Beet oder auf den Kompost eingebracht werden. Daraus ergibt sich eine fruchtbare Erde. Stadtbewohner können Bäumen in der Umgebung einen Wachstumsschub gönnen, indem sie das fertige Bokashi in dessen Erde einarbeiten. Im Gegensatz zum Biomüll riecht der Bokashi lediglich leicht säuerlich.

Essensreste weiterverwerten

Warum überhaupt wegschmeißen? Viele vermeintliche Küchenabfällen kann man essen. Schalen von Karotten, Kartoffeln oder Pastinaken ergeben – kurz im Ofen mit knusprig gebacken – leckere und gesunde Chips.
Strünke oder Kerne von Obst und Gemüse können neu gezogen werden. Aus einem Avocadokern kannst du beispielsweise neue Pflanzen ziehen, Strünke von Salat oder Staudensellerie treiben, in ein Wasserglas gesteckt, einfach neu aus.
Die Seite Zu gut für die Tonne gibt alltagstaugliche Tipps, wie man Essensreste vermeidet oder eben verwendet.
Bedenkt man, dass jedes Jahr pro Haushalt 50 Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden, ist dies ein wichtiger Handlungspunkt im Klima- und Umweltschutz.

Kartoffelschalen

Schon gewusst?

In der StadtFarm kommen bei unserer nachhaltigen AquaTerraPonik gleich mehrere Methoden zum Einsatz.
Zum Einen sorgen bei uns tausende Würmer dafür, dass die Ausscheidungen der Fische zu fruchtbarem Humus für die Pflanzen umgewandelt werden. Weiterhin haben wir die Möglichkeit, Grünabfälle wie Pflanzenreste über die Anlage von Carbon Loop Technologies zu Pflanzenkohle zu verarbeiten und gleichzeitig die dort entstehende Wärme zu nutzen.